Konzepte und Arbeitsmethoden

Purpose (1)
- Wofür gibt es uns?
- Was macht uns nützlich?
- Wie wird die Welt besser, weil es uns gibt?
- Was ist unser Beitrag?
- Was hilft zu verstehen?
- Was gibt Entwicklungsspielraum für Veränderungen?
psychologische Sicherheit
In all meinen Arbeitsbezügen von großer Bedeutung ist das Konzept der psychologischen Sicherheit (2). Dieses Konzept beschreibt die Überzeugung der Mitglieder einer Organisation, einer Institution oder eines Teams, dass sie im Arbeitsprozess gefahrlos interpersonelle Risiken eingehen können, d.h. z.B. dass sie abweichende Meinungen vertreten können, andere um Unterstützung bitten und ungewöhnliche Ideen verfolgen können.
Zweifel an dieser Sicherheit entwickeln sich besonders in Veränderungsprozessen. In unserer sich schnell verändernden Welt bestehen vielschichtige, oft unübersichtliche Zusammenhänge. Es ist schwer, aus den Erfahrungen der Vergangenheit sichere Prognosen abzuleiten. Unsicherheit, Druck und resultierende Ängste begleiten schon kleinere Entscheidungen. Unsere aktuelle lebenswelt ist geprägt von Projektionen, Spaltungen, Radikalisierungen und Verzerrungen der Wirklichkeitswahrnehmung.
(Team)arbeit wird durch die empfundene emotionale Wirklichkeit ebenso geprägt wie durch ihre Sachbezüge.
In meinen Beratungen oder Supervisionen verfolge ich daher regelhaft das Ziel, die psychologische Sicherheit zu erhöhen.
Ich fördere wechselseitiges Interesse aneinander, Wohlwollen, das Sich – Einlassen - Können auf konstruktiv ausgetragene Konflikte und eine gute Feedback Kultur.
Mir kommt es darauf an, in dem jeweiligen Arbeitszusammenhang ein strukturelles Containment zu bewahren oder zu entwickeln. Strukturelles Containment definiert klare und haltgebende Rahmenbedingungen, in denen die Einzelnen sich mit den primären Zielen ihrer Arbeit identifizieren können, ihre Aufgaben und die damit verbundenen Arbeitsprozesse verfolgen können, Schwierigkeiten überwinden und Ressourcen aktivieren können.
szenisches Verstehen
Wichtig für meine Arbeitsweise ist im Weiteren das Konzept des szenischen Verstehens (3). Szenische bzw. situative Informationen entwickeln sich aus einer Matrix des In - Beziehung - Tretens der Gesprächspartner mit all ihren Vorstellungsabläufen und Gefühlsregungen.
Die Wahrnehmung des teils noch unbewussten Gehalts der Szene erfolgt durch Beobachtung von Eigenheiten der Situation und durch Selbstbeobachtung, also durch die Wahrnehmung eigener Stimmungen, eigener Verhaltensweisen und Reaktionen vor – während – und nach Kontakten.
Auch das szenische Verstehen ist nach meinem Verständnis nicht aus den verschiedenen Arbeitsmethoden wegzudenken, die ich im Folgenden kurz charakterisiere.
Beratung
Übergreifend verwandt wird der Begriff der Beratung.
Ich biete individuelle Beratungen fokussiert in beruflichen, aber auch in persönlichen Krisensituationen an.
Supervision
Supervision ist eine spezielle Form beruflicher Beratung und wird einzeln oder in Gruppen durchgeführt. Sie spielt im Gesundheitswesen eine große Rolle bei der Bewältigung schwieriger Behandlungssituationen und zur Entlastung von Konflikten in den Behandlungsteams.
Die älteste Form von Supervision ist die sogenannte administrative Supervision, in der Führungskräfte des „not-for-profit-Bereiches“ die Kontrolle der Arbeit mit fachlicher Begleitung verbinden wollen. Solche Supervisionen, wie ich sie in der Vergangenheit als Chefarzt durchgeführt habe, sind einem besonderen Spannungsfeld ausgesetzt: der Supervisor als Vertreter der Interessen der Institution, als Begleiter der Lern- und Entwicklungsprozesse der Mitarbeiter und als Hüter der Interessen des Klientels. (4)
Aktuell biete ich weitgehend unabhängig von solchen Spannungen für Psycholog*innen und Ärzt*innen als externer klinischer Supervisor Supervisionen an, die ihren Schwerpunkt im Bereich von Ausbildungssupervision und berufsbegleitender Supervision haben.
Balintgruppe
In diesem Zusammenhang ist die Balintgruppe ein klassisches Modell psychodynamischer Fallsupervision, das Ende der 40iger Jahre ursprünglich im Zusammenhang mit der Erkenntnis entwickelt wurde, dass Patient*innen in Allgemeinarztpraxen schwierig erschienen nicht aus originären medizinischen Gründen sondern aufgrund von Beziehungskonflikten, die sich zwischen Arzt und Patient inszenierten. Die Balintgruppe nutzt Selbsterfahrungselemente, bleibt aber fokussiert und begrenzt auf den jeweils geschilderten beruflichen Beziehungskonflikt, der sich in der Gruppe widerspiegelt. Ich biete Balintgruppen insb. im Rahmen fachärztlicher und psychotherapeutischer Weiterbildungen sowie berufsbegleitend insb. für Allgemeinmediziner*innen an.
Teamsupervision
Im Rahmen von Teamsupervisionen spielt mein Wissen als Gesundheitsexperte häufig jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Ein Team wird durch Arbeitsaufgabe, Organisationsstruktur und Beziehungen definiert. Teamsupervison ist eine Beratungsmethode, die Teams bei der Bewältigung ihrer Arbeit unterstützt. Wiederkehrende gruppendynamische Themen in Teams sind:
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Unten – Oben
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Nähe – Distanz
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Drinnen – Draußen
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Wert – Unwert
Teamsupervision dient der Lösung von Konflikten und Spannungen. Sie hilft dabei, die Kommunikation im Team wieder zu versachlichen und die Arbeitsfähigkeit der Teammitglieder zu stärken. (1) Mit den Begriffen suspending, voicing, listening und respecting werden Grundhaltungen und Fähigkeiten einer Supervisor*in beschrieben (4). In meinem Verständnis kommt dem "suspending", also der Fähigkeit, die eigene Aufmerksamkeit in der Schwebe zu halten und Prozesse nicht zu schnell zu bewerten, eine besondere Bedeutung zu.
Coaching
Die Unterscheidung zwischen Supervision und Coaching ist in meiner Wahrnehmung nicht immer trennscharf. Coaching fördert Teams und Führungskräfte darin, ihr Rollenhandeln im Rahmen einer Organisation zu optimieren und ihre jeweilige Positionen als Funktionsträger*innen zu stärken. Coaching erfordert regelhaft ein höheres Maß an aktiver, prozessstrukturierender Methodik. Häufig kommen auch Elemente von Training zur Anwendung.
Als psychodynamisch orientierter Coach strebe ich in meiner Beratung die Weiterentwicklung und Veränderung einer Organisation mit Hilfe von systemisch und psychoanalytisch basierten Erkenntnissen und Handlungsweisen an.
Selbsterfahrung
Ich biete Einzelselbsterfahrung in tiefenpsychologisch fundierten bzw. psychoanalytisch orientierten Settings an. Die Selbsterfahrung findet in meinem häuslichem Praxisraum statt.
Literaturangaben:
(1) IPOM: Institut für Psychodynamische Organisationsberatung München, Prof. Thomas Giernalczyk:
Curriculum psychodynamische Teamsupervision, Coaching und Organisationsberatung 2021-2022, Handoutsammlung
(2) Thomas Bachmann & Heidi Möller: Organisationsberatung, Supervision, Coaching, volume 28, Seiten 299 – 302 (2021) Springer
(3) Hermann Argelander: Das Erstinterview in der Psychoanalyse, 3. unveränderte Auflage 1987, wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
(4) Prof. Kornelia Rappe- Giesecke: Supervision für Gruppen und Teams, 4. aktualisierte Auflage 2009, Springer, Seiten 5 und 27